Heute steht Gießen auf dem Plan. Ich quäle mich nach einem wunderbaren Frühstück (das können sie bei 25hours!) aus der Stadt hinaus. Irgendwie bin ich dann doch überrascht, dass ich eine so große Stadt wie Frankfurt so schnell verlassen habe. Dann kommt mir die Idee, dass Frankfurt vielleicht gar nicht so groß, sondern nur so hoch ist? So ist es, die Stadt hat gerade mal eine Dreiviertelmillion Einwohner. Kurz vor der Stadtgrenze mache ich nochmal an einem McDonalds Halt, um bei einem Cappuccino den aufziehenden Regenschauer abzuwarten und gleich mein Social-Media-Tagwerk zu erledigen. Prompt kommt aus meinem Büro die Frage von Tom, was ich denn schon wieder im Fastfood-Restaurant machen würde. Meine Echtzeit-Ortung per GPS ist Segen und Fluch zugleich!
Die heutige Etappe mit dem Blick auf den Taunus und nur 67 Kilometern Länge könnte eigentlich ganz schön sein. Mit abnehmender Laune verliere ich leider den Blick dafür. Ganze 3 Bilder knipse ich auf der Tour. Eins davon zeigt einen Kreisverkehr in Friedberg, der mit einer Riesengitarre und einer Elvis-Silhouette erklärt, dass Elvis Presley hier wohl seine Army-Zeit verbracht hat. Meine Vermutung: Elvis ist nicht tot, er rotiert nur seit Jahren in diesem Kreisverkehr um seine eigene Gitarre herum!
Gießen ist heute irgendwie auch so naja. Zumindest auf den ersten Blick. Ich war hier zum ersten Mal im Herbst 1989, genau wie alle anderen DDR-Ausreisenden, die sich nach ihrer Ausreise erstmal hier im Erstaufnahmelager anmelden mussten. Ich bin froh und dankbar, heute ein schöneres Ziel zu haben: ich übernachte heute im Heyligenstaedt, einem kleinen, feinen Boutique Hotel in einem ehemaligen Industriebau mit Klinkerfassade. Es erinnert mich ans Gastwerk in Hamburg – das Haus, mit dem meine Liebe zu Hotels begann. Und es ist ebenfalls ein absoluter Volltreffer: Was für ein tolles Hotel! Hinter der historischen Fassade verbergen sich moderne, großzügige Zimmer, meins sogar mit freistehender Badewanne mitten im Zimmer. Auf dem Dach gibt’s eine kleine Sauna mit Ausblick. Im Erdgeschoss ein sehr feines Restaurant mit dem Motto „Choose happy“ und einer italienisch inspirierten Küche. Nach einem Intensiv-Entspannungsbad inmitten meines Zimmers nehme ich den kürzesten Weg ins Restaurant und entscheide mich für einmal glücklich mit allem. Dieses wundervolle Haus hat meinem heutigen Tag wirklich zu einem glücklichen Ende verholfen. Vielen Dank dafür! Und wenn ich nochmal nach Gießen muss, schlafe ich definitiv wieder im Heyligenstaedt. Vielleicht fahre ich aber auch einfach mal nach Gießen, nur um im Heyligenstaedt zu schlafen!